Dass Welpen ihre Umgebung durch Knabbern und Beißen erkunden, ist nicht ungewöhnlich. Im Rudel, umgeben von seiner Artgenossen, erlernt der Hund die Beißhemmung in der Regel fast von allein. In der Einzelhaltung muss nachgeholfen werden, wenn der Welpe beißt. Anfangs ist das spielerische Verhalten des Vierbeiners vielleicht noch niedlich, mit der Zeit wird es aber zur Gefahr, vor allem wenn Kinder Teil des Haushaltes sind. In diesem Artikel befasse ich mich damit, wie du es schaffst, deinem Welpen die Beißhemmung anzutrainieren.
Keine Lust, viel zu lesen?
- Das Welpen beißen ist völlig normal, sie nutzen ihre Zähne um ihre Umgebung zu erkunden. Während dem Zahnwechsel wird dieses Verhalten meist noch einmal besonders schlimm
- Unter Beißhemmung versteht man die Kontrolle und Zurückhaltung des Biss, sie ist nicht angeboren und muss erlernt werden
- Trainiere frühzeitig mit deinem Welpen, denn je älter er ist, desto komplexer wird es ihm das Beißen abzugewöhnen
- Gehe konsequent aber geduldig vor. Du kannst versuchen den Beißtrieb auf ein Spielzeug umzulenken oder den Vierbeiner zur Ruhe zu bringen, denn Schlafmangel kann aggressive Verhaltensweisen fördern
- Kontakt zu Artgenossen kann die Beißhemmung fördern, achte hierbei aber auf ein ausgeglichenes Spiel zwischen beiden Tieren
Der Welpe beißt – Das sind die Gründe
Für Welpen ist es völlig normal, ihre Umgebung während der Entwicklungsphase mit ihren Zähnen beziehungsweise mit dem Maul zu erkunden. Das macht sich schon früh bemerkbar, etwa, wenn der Welpe beim Muttertier nach Milch sucht. Zu dieser Zeit, hat das Jungtier noch gar keine Zähne. Erst im Alter von etwa 3 bis 6 Wochen brechen die Milchzähnchen durch. Der Welpe verfügt ab diesem Zeitpunkt über 28 kleine, spitze Zähne. Dieser setzt er ein, um sein Umfeld kennenzulernen und um mit seinen Wurfgeschwistern zu spielen. Teilweise lernen die Jungtiere hier bereits, die Intensität ihres Bisses zu regulieren.
Wenn der Welpe beißt, meint er es keinesfalls böse oder möchte sein neues Herrchen damit gezielt verletzen. Für ihn ist es eine Möglichkeit, die Umgebung kennenzulernen oder eine Form des Spielens. Ob und in welchen Ausmaß ein Welpe derartiges Verhalten an den Tag legt, ist individuell. Je ausgeprägter des Beißtrieb ist, desto wichtiger ist es rechtzeitig dagegen vorzugehen. Wenn das Tier älter und größer wird, dann nimmt auch seine Kraft zu. Was als mehr oder weniger harmloses Zwicken angefangen hat, kann so zu einer ernsthaften Verletzung werden. Das Tier würde entsprechend eine Gefahr für den eigenen Haushalt, aber auch für andere darstellen.
Doch nicht nur in den ersten Wochen oder Monaten kommt es dazu, dass der Welpe beißt. Auch später, zwischen dem vierten und siebten Monat, kaut er meist auf allem herum, was ihm zwischen die Zähne kommt. Zu dieser Zeit, findet nämlich der Zahnwechsel statt. Hierbei können Zähne und Kiefer schmerzen, wodurch der Vierbeiner vermehrt an allem herumknabbert, das ihm zwischen die Pfoten fällt. Hier ist also besondere Vorsicht geboten. Während dem sechsten bis zwölften Lebensmonat befindet sich der Welpe quasi in seiner pubertierenden Phase und verhält sich entsprechend. Durch eine Umstellung der Hormone kann es zu einer kurzzeitigen Veränderung des Wesens kommen, was sich unter anderem in Form des sogenannten Angstbeißen äußern kann.
In diesen Situationen beißen Welpen
- Während dem Spielen als übermütige Aufforderung
- Bei Aufregung
- In neuen Umgebungen, als Mittel zur Erkundung
- Wenn er Frustriert oder gelangweilt ist
- Während dem Zahnwechsel, um bei Schmerzen und Juckreiz Linderung zu verschaffen
- Bei Allergien beißen Welpen oft ihre eigenen Pfoten oder die Rute
- Wenn er etwas nicht will, da er Grenzen noch nicht akzeptieren kann
- Beim Anleinen. Hier ist die Leinenführigkeit zu trainieren und eine positive Assoziation zur Leine zu schaffen.
- Bei hormonell bedingten Wesensveränderungen
- Wenn er Angst hat, in Form einer Panikreaktion
- Um seine Autorität zu signalisieren
Was ist die Beißhemmung?
Wie der Name schon sagt, bezeichnet die Beißhemmung, die Zurückhaltung beim Biss. Dieses Verhalten stellt sicher, dass Spielkameraden oder Besitzer nicht verletzt werden. Der Hund verfügt also über die Fähigkeit, die Intensität seines Bisses zu steuern und sein Beiß-Verhalten zu kontrollieren. Leider ist die Beißhemmung aber nicht angeboren und der Welpe muss sie erst noch erlernen. In der Regel geschieht das während der Interaktion mit Wurfgeschwistern und Elterntier. Welpen zu früh vom Rest des Rudels zu trennen, in das sie geboren wurde, kann demnach zu Störungen des Sozialverhaltens führen. Aber auch wenn der Welpe zu einer angemessenen Zeit in sein neues Zuhause zieht, hat er die Beißhemmung oft noch nicht verinnerlicht und schnappt. Das wiederum bedeutet, dass der Hundehalter dem Vierbeiner klare Grenzen aufzeigen muss.
Bis wann sollte der Welpe die Beißhemmung erlernen?
Je älter das Tier, desto komplexer und mühsamer wird es auch, ihm die Beißhemmung anzuerziehen. Idealerweise lernt der Welpe diese Verhaltensweise zwischen der 4 und spätestens 18 Lebenswoche. Mit dem Training ist dementsprechend rechtzeitig zu beginnen. Andernfalls wird es dem Vierbeiner schwerfallen, die Intensität und den Zeitpunkt seiner Bisse zu regulieren.
Was tun, wenn der Welpe beißt?
Um dem Jungtier die Beißhemmung beizubringen, gibt es verschiedene Ansätze. Zuerst einmal solltest du dir bewusst machen, dass der Welpe keine bösen Absichten hat, sollte er mal nach dir schnappen. Ihm ist nicht klar, dass er dir dabei Schmerzen zufügt. Dementsprechend sieht ein Ansatz vor, durch ein akustisches Abbruchsignal anzudeuten, dass du Schmerzen hast. Selbst wenn diese nicht besonders stark oder gar nicht vorhanden sind, solltest du dich mit einem „Aua“ oder dergleichen bemerkbar machen. Welches Signalwort du nutzt, ist dabei weniger relevant, Hauptsache, es wird konstant beibehalten.
- Signalisiere deinen Schmerz: Nutze ein akustisches Abbruchsignal, um dem Welpen zu zeigen, dass dir sein Handeln weh tut.
- Entziehe deinem Hund die Aufmerksamkeit: Wechsel das Zimmer oder hohle den Hund auf andere Weise aus der Situation.
- Bleibe konsequent: Auch wenn der Hund jault oder fiept, darfst du nicht nachgeben.
- Spiele erst weiter, wenn sich der Welpe wieder beruhigt hat.
Ist der Welpe besonders unwillig und schnappt, kannst du den Schnauzgriff anwenden. Dabei handelt es sich um eine Geste, auf die auch die Hundemutter im Falle einer Grenzüberschreitung zurückgreift. Verbinde den Griff mit einem Signalwort, so lernt der Welpe bereits nach ein paar Wiederholungen, dass sein verhalten unerwünscht ist. Meist reicht es ab einer gewissen Zeit sogar aus, den Welpen nur noch über das Signalwort zur Ordnung zu rufen. Es kann außerdem helfen, wenn du dich kurz als Alphatier aufspielst. Imitiere beispielsweise ein „Knurren“. Derartige, arttypische Reaktionen können helfen den Junghund zu beeindrucken.
Zudem ist der Besuch einer Hundeschule ratsam. Hier lernt das Jungtier nicht nur ungewollte Verhaltensmuster abzulegen, sondern baut gleichzeitig Kontakt zu anderen Vierbeinern auf, was das Sozialverhalten fördert.
Welpe beißt – Tipps & Tricks
Konsequenz
Bei der Welpenerziehung, hat die Konsequenz einen besonders hohen Stellenwert. Gerade bei Welpen, mit ihrem süßen Hundeblick und dem wehleidigen Winseln, neigen wir zur Inkonsequenz, womit sich Erziehungserfolge leicht zur Nichte machen lassen. Lasse dich davon also nicht beirren und mache deinem Hund klar, dass sein Verhalten unerwünscht war.
Geduld
Dass der Welpe beißt, ist kein Umstand, der sich von heute auf morgen ändern lässt. Gerade in den ersten Tagen in neuen Zuhause muss der Junghund sich mit jeder Menge neuer Eindrücke auseinandersetzen. Eine gelungene Mischung aus Geduld und Konsequenz ist hier angesagt.
Den Beißtrieb umlenken
Während der Entwicklungsphase lässt sich der Kautrieb des Vierbeiners nie vollständig unterbinden. Versuche, diesen Trieb auf Kauspielzeuge umzulenken. Hier musst du aber darauf achten, dass den Welpen dennoch klar wird, dass er nicht alles anknabbern darf und dieses Verhalten abhängig von der Situation falsch ist. Vermeide es auch mit den Händen mit dem Welpen zu spielen, dadurch stachselst du ihn quasi dazu an zu schnappen. Nutze von Anfang an geeignete Spielzeuge.
Ruhe
Je aufgedrehter und unruhiger der Welpe ist, desto wahrscheinlicher wird er beißen und schnappen. Gerade Junghunde brauche viel Schlaf, kommen aber oft schlecht zur Ruhe. Idealerweise sollten sie etwa 22 Stunden am Tag schlafen oder dösen. Schlafmangel kann zu Stress, aggressivem Verhalten und Anfälligkeit für Krankheiten führen. Du musst also dafür sorgen, dass dein Welpe zur Ruhe kommen und sich ausruhen kann. Ignoriere seinen Wunsch nach Aufmerksamkeit in solchen Fällen und verlasse im Zweifelsfall den Raum.
Wenn es deinem Hund schwerfällt sich auszuruhen und die nötigen Ruhephasen einzuhalten, kannst du ihn an einen ruhigen Platz oder in eine geschlossene Hundebox bringen. Achte aber darauf, dass der Welpe dabei keine Angst bekommt oder die Aktion als Bestrafung ansieht. Das könnte negative Assoziationen mit der Box oder einem bestimmten Ort zur Folge haben.
Clicker
Das Clickertraining ist eine bewährte Methode der Hundeerziehung, bei dem mit akustischen Signalen gearbeitet wird. Der Vierbeiner wird auf das Klickgeräusch konditioniert und erstellt eine positive Verknüpfung mit dem Unterlassen des Beißens.
Kontakt mit anderen Hunden
Hunde sind Rudeltiere. In der Natur und auch während der Zeit, die sie noch mit ihren Wurfgeschwistern verbringen, lernen Welpen auf ganz natürliche Art, wie sie sich zu Verhalten haben. Durch ausreichenden Kontakt zu ihren Artgenossen prägen sie sich ein, welches Verhalten okay ist und welches nicht.
Ruckartige Bewegungen vermeiden
Heftige Bewegungen oder Tätscheln, kann dazu führen, dass der Welpe aus Reflex schnappt. Vermeide hektische Bewegungen daher, auch beim Streicheln.
Welpe beißt – Umgang mit Kindern
Wenn Kinder im Haus sind, gewinnt das Thema Beißhemmung besondere Bedeutung. Gerade während ihrer Pubertären Phase, neigen Hunde dazu, die Autorität ihrer Besitzer infrage zu stellen und ihre Grenzen auszutesten. Territoriales Verhalten ist hier keine Seltenheit. Kinder bis zu einem Alter von etwa 7 oder 8 Jahren, werden von dem Vierbeiner meist nicht als Ranghöher angesehen, daher ist hier Vorsicht geboten. Das gilt insbesondere bei Kleinkindern, denen noch nicht bewusst ist, wie und wo sie den Hund am besten streicheln. Berührungen an Lefzen, Ohren oder Rute können schnell als Grenzüberschreitung aufgefasst werden.
Sowohl das Kind, als auch der Welpe müssen den Umgang miteinander lernen. Gewöhne den Hund an Streicheleinheiten und überprüfe so direkt, wie dein Vierbeiner reagiert. Bringe nun auch den Kindern bei, das Tier vorsichtig zu streicheln, sich langsam anzunähern und behutsam mit ihm umzugehen. Auch beim Spielen ist Vorsicht geboten, hier kann es schnell zu einem Fauxpas kommen. Das Training der Beißhemmung ist grundsätzlich Erwachsenen zu überlassen, die der Hund als Autoritäten ansieht. Natürlich müssen sich Kinder nicht von dem Vierbeiner fernhalten, sollten aber gerade in Situationen, in denen das Tier aufgedreht ist, nicht mit ihm allein gelassen werden.
Was tun, wenn der Welpe nicht aufhört zu beißen?
Jeder Hund ist anders. Manche sind bockiger, während andere bei der Aussicht auf Leckerli nach deiner Pfeife tanzen. Zuerst solltest du versuchen herauszufinden, warum dein Welpe beißt oder schnappt? Ist er gelangweilt oder müde? Oder hat er Angst und fühlt sich Unsicher? Je nach Ursache ist auch ein anderes Vorgehen angemessen. Idealweise involvierst du bei Problemen einen Hundetrainer oder auch Tierarzt, der die Signale des Vierbeiners besser deuten kann. Wichtig ist es, beim Training der Beißhemmung geduldig zu bleiben und angemessen zu reagieren, denn auch deinerseits gibt es gewisse Do’s und Dont’s. Diese können das ungewollte Verhalten des Vierbeiners im Zweifel weiter fördern. Dennoch musst du unbedingt mit der nötigen Konsequenz agieren, insbesondere dann, wenn der Hund deine Autorität untergraben möchte.
Fazit
Wenn dich dein Welpe beißt ist das erstmal nichts ungewöhnliches und kein Grund zur Sorge. Der Vierbeiner hat im Regelfall kein persönliches Problem mit dir und agiert lediglich entsprechend seiner Instinkte. Leichtes Beißen und Schnappen heißt auch nicht, dass der Welpe besonders aggressiv wird. Dennoch darf ein solches Verhalten nur in Maßen geduldet werden. Schon frühzeitig muss die Beißhemmung mit Geduld und liebevoller Konsequenz trainiert werden. Bringe ihm hierfür bei, dass er auf seinen Spielzeugen herumkauen kann, nicht auf deinen Händen. Sorge auch dafür, dass er regelmäßigen Kontakt zu Artgenossen hat, mit denen er sich auf natürliche Weise bestimmte Verhaltensweisen aneignet. Auch der besuch einer Hundeschule ist ratsam. Jeder Welpe ist anders und braucht dementsprechend auch unterschiedlich lang um die Beißhemmung zu verinnerlichen. Ein weiterer Faktor, ist auch der Grund für das aufgedrehte Verhalten. Nicht selten reicht es aus seinen Vierbeiner zur Ruhe zu bringen um das gewünschte Ergebnis zu erzielen.
FAQ: Häufig gestellte Fragen wenn der Welpe beißt
Warum beißen Welpen?
Dass ein Welpe beißt, ist ganz normal. Zum einen wissen sie noch nicht, mit ihren Kräften umzugehen, zum anderen erkunden sie ihre Umgebung mit den Zähnen. Auch während dem Zahnwechsel kauen sie mit Vorliebe auf allem herum, um bei Schmerzen und Juckreiz Linderung zu verschaffen. Damit das Tier lernt, wann und wie stark er zubeißen darf, musst du ihm die Beißhemmung anerziehen.
Wie bringe ich meinen Welpen bei nicht zu beißen?
Fange frühzeitig damit an, deinem Welpen die Beißhemmung anzutrainieren. Geduld und liebevolle Konsequenz sind hier das Stichwort. Mache den Welpen klar, dass sein Verhalten ungewünscht ist und er dir damit Schaden zufügt. Sorge außerdem dafür, dass der Vierbeiner zur Ruhe kommen kann und hole ihn aus der Situation heraus. Biete ihm alternativ ein Kauspielzeug an, auf dem er nach Belieben herumbeißen kann.
Welche Ursachen kann es haben, dass der Welpe beißt?
Welpen beißen aus unterschiedlichen Gründen. Etwa, wenn die ihre Umgebung erkunden oder beim Spielen. Aber auch Langeweile, Bewegungsmangel, Müdigkeit, Stress, Panik, Hungergefühl, Allergien oder der Zahnwechseln sorgen dafür, dass Welpen schnappen.