Anders als bei den meisten war die Adoption eines Welpen bei mir nicht über Wochen und Monate hinweg geplant. Tatsächlich war ich selbst mehr als überrascht über Zivas Ankunft. Dadurch, dass ich mit Hund aufgewachsen bin, seit jeher Kontakt zu Hunden hatte und auf HalloPepe.de zahlreiche Artikel rund um den Hund veröffentlicht hatte, war mir aber bewusst, dass ich die Situation schon in den Griff bekommen würde. Respekt hatte ich natürlich trotzdem. Wie ich meine erste Woche mit einem 10 Wochen alten Golden Retriever Welpen erlebt habe und welche Herausforderungen sich dabei ergeben haben, verrate ich euch im Folgenden.
Wie kam ich zu Ziva?
Fangen wir der Reihe nach an. Am Montag, den 8.01.2024 ist ein Golden Retriever Welpe bei mir eingezogen. Hätte mir das am Morgen jemand erzählt, hätte ich ihn oder sie vermutlich für verrückt erklärt. Kurz zu meiner persönlichen Situation, ich wohne mit meinem Partner Oli – der ewig keinen Hund wollte – und drei Katzen in einer Dachgeschosswohnung. Ich selbst wollte schon länger einen eigenen Hund und war kurz davor mich beim Tierheim zum Gassigehen anzumelden, soll heißen am 9.01. wäre mein erster Tag gewesen.
Aber zurück zum 8.01. Ich kam also von der Arbeit nach Hause nur, um mit der Frage konfrontiert zu werden, ob ich einen Golden Retriever Welpen möchte – Der Hund von Olis Arbeitskollegen hatte im Oktober geworfen und einer der Welpen war noch ohne Zuhause. Da am Dienstag aber ein weiterer Interessent kommen wolle, mussten wir schnell eine Entscheidung treffen. Meine Antwort war natürlich ein euphorisches „Ja“. So einfach haben wir es uns allerdings nicht gemacht. Uns war natürlich bewusst, dass ein Welpe jede Menge Verantwortung bedeutet und einiges an Kosten mit sich bringt, dementsprechend haben wir zuerst überlegt, ob wir dem tatsächlich gewachsen sind.
Nachdem das geklärt war, sind wir zum nächsten Tierbedarfsladen gefahren und haben uns mit der passenden Erstausstattung eingedeckt. Mein Wissensstand war, dass unser Golden Retriever Welpe zwei Tage später ankommen würde, tatsächlich hat Oli sie aber noch am selben Abend mit nach Hause gebracht. Die Fahrt war denkbar unkompliziert, Ziva hat zum Glück keinerlei Probleme mit dem Autofahren.
Der erste Abend
Um den Hund und das Wohlbefinden von Kabeln, Büchern & Co nicht zu gefährden, musste die Wohnung schnell hundesicher gemacht werden – Zimmerpflanzen haben wir keine, darüber mussten wir uns also keine Gedanken machen. Im Garten ist aber Vorsicht angesagt. Zudem galt es, Kabel zu sichern und Schuhe in Sicherheit zu bringen. Irgendwas, an dem sie nicht herumkauen soll, findet Ziva aber immer – vorzugsweise das Sofa oder meine Bücher. Den Namen hatten wir noch nicht festgelegt, doch im Laufe des Abends hatten wir uns aus der langen, langen Liste an Ideen, die ich vorzubringen hatte, für Ziva entschieden. Um ehrlich zu sein, war es der Vorschlag von meinem Vater.
Am ersten Abend war für uns alle noch alles neu, Ziva hat sich erst einmal die Wohnung angesehen, soll heißen die Räume, in die sie darf. Erst wollten wir sie nur in einen Raum, das Wohnzimmer, lassen, um sie nicht direkt mit so vielen neuen Reizen zu überfordern. Tatsächlich wurden es dann aber doch Wohnzimmer mit offener Küche und Schlafzimmer. Wie zu erwarten, war sie aufgeregt und wuselig, musste alles genau inspizieren und kam die ersten Stunden kaum zur Ruhe.
Es hat sich ziemlich schnell herauskristallisiert, dass mein Welpe weder stubenrein ist, noch die Beißhemmung erlernt hat. Aber was will man auch erwarten – sie ist 10 Wochen alt. Ich muss jedem, der erwartet ein Welpe ist nichts als Freude und Kuscheleinheiten leider die Illusion nehmen, besonders in den ersten Wochen und Monaten bedeutet der kleine Fellball auch jede Menge Stress. Dein ganzer Alltag wird sich verändern.
Um Pfützen im Haus zu vermeiden musste ich jede Stunde mit Ziva in den Garten zu gehen und sie dort zu animieren ihr Geschäft zu verrichten, damit sie es doch bitte nicht auf meinem Fußboden tut. Der Erfolg dabei hält sich bis heute in Grenzen. Um dem verunsicherten Welpen die erste Nacht zu erleichtern, habe ich mit ihr auf dem Sofa geschlafen, wo sie sogleich die Körpernähe gesucht hat. Ziva war recht unruhig und musste tatsächlich auch Nachts permanent vor die Türe, ein Umstand, der sich die folgenden Tage verbessert hat.
Stubenreinheit beim Welpen
Ein Punkt, der bei mir an oberster Stelle steht, ist die Stubenreinheit. In den ersten Monaten sind die kleinen Vierbeiner noch nicht in der Lage, ihre Blase zu kontrollieren, mit dem ein oder anderen Fauxpas ist also zu rechnen. Stubenreinheit ist nichts, das sich vorhersagen lässt. Bei den einen klappt es besser und schneller, die anderen brauchen länger. Gleich verhält es sich mit den Anzeichen, die darauf hindeuten, dass der Welpe mal wieder vor die Tür muss. Ich muss zugeben, mir fällt es bis heute vergleichsweise schwer Zivas Anzeichen zu erkennen, besonders wenn die ohnehin schon aufgedreht ist. Generell gilt die Faustregel: nach dem Essen, Trinken, Spielen und Schlafen, sowie ca. alle 2 Stunden. Aber natürlich sind auch das nur grobe Richtlinien, auf die man sich nicht zu 100 % verlassen kann und sollte. Ziva erleichtert sich manchmal 4 mal in einer Stunde und dann 3 Stunden gar nicht.
Ich handle in diesem Fall nach der Devise lieber einmal zu viel als zu wenig, trotzdem muss ich noch immer mehrmals täglich Pfützen aus der Wohnung entfernen. Hier ist es ganz wichtig, richtig zu reagieren. Natürlich ist es ärgerlich, wenn der Hund keine 10 Minuten nachdem ihr von draußen wieder hereinkommt, auf den Boden pinkelt, aber es ist keineswegs böswillig. Ich handhabe es so, dass ich sie, wenn ich sie während des Aktes erwische, direkt nach draußen setzte oder aber die Pfütze kommentarlos aufwische und mit Desinfektionsmittel, das den Geruch entfernt, behandle.
Den Welpen hier auszuschimpfen oder zu bestrafen, wäre der gänzlich falsche Ansatz. Sobald Ziva draußen ihr Geschäft verrichtet, wird sie im Kontrast dazu ausgiebig gelobt und mit Leberwust belohnt. Auch wenn du dir dabei vielleicht blöd vorkommst, mir geht es jedenfalls so, musst du bei jedem Haufen im Garten mit Euphorie reagieren und richtig Party machen. Aber auch das braucht Zeit.
Beißhemmungen & Ruhe lernen
Beißhemmung ist, wie der Name schon sagt, die Hemmung zu beißen und die Regulation der Intensität des Bisses. In der Natur lernen Welpen das beim Spielen mit ihren Geschwistern bzw. anderen Welpen und Mitgliedern des Rudels. Im neuen Zuhause sind die Umstände anders. Ziva beißt liebend gerne alles an, das kann mal das Sofa sein, mal meine Wade. Auch wenn dieses Verhalten vielleicht anfangs noch ganz putzig ist und je nach Umständen auch nicht unbedingt weh tut, ist dem gleich ein Riegel vorzuschieben. Das wiederum ist leichter gesagt, als getan. Das Beißen und Schnappen ist nicht zuletzt ein Zeichen von Übermüdung und Überforderung.
Für Ziva ist die ganze Situation genauso neu wie für mich, viele neue Eindrücke, neue Leute und die ersten Befehle können schnell dafür sorgen, dass es dem kleinen Vierbeiner zu viel wird, aber das kann sie ja schlecht sagen. Anfangs habe ich versucht ihre Bissigkeit umzulenken und ihr ein Beißspielzeug oder Tau als Alternative anzubieten. Bestimmt nicht die schlechteste Idee, die Beste aber auch nicht. Anstatt den Welpen mit „Nein“ zu bombardieren und ihn im gemeinsamen Spiel nur noch mehr anzustacheln, steht Ruhe an erster Stelle. Welpen brauchen viel Ruhe und Schlaf – bis zu 22 Stunden am Tag damit in ihrer körperlichen und psychischen Entwicklung alles glatt läuft. Wir müssen unsere Lieblinge also nicht dauerhaft beschäftigen und bespaßen.
Auch Kommandos und Erziehung stehen erst einmal hinten an. Was nicht heißt, dass man nicht schon langsam mit den ersten Signalen anfangen kann. Das sollte man sogar. Schon am Dienstag konnte Ziva ihren Namen und Sitz, doch das hat meiner Meinung nach erstmal weniger Priorität. Natürlich gehen auch hier die Ansichten auseinander.
Wie wir vorgehen
Mittlerweile bin ich dazu übergegangen, mich der Situation direkt zu entziehen, wenn Ziva beißt und schnappt. Im Konkreten heißt das, aufhören zu streicheln, wenn sie mir in die Hand beißt und sie kurz ignorieren oder sie sanft aber bestimmt Weg zu schieben, wenn sie sich mein Bein vornimmt. Auch hier folgt ein kurzes Ignorieren. So lernt der Welpe, in der Theorie, was du von ihm willst. So ganz hat sich das Beißen noch nicht eingestellt, aber es ist schon deutlich besser geworden.
Oft schafft Ziva es nicht von selbst zur Ruhe zu kommen, längerfristig benimmt sie sich dann wie die Axt im Wald. Hier hilft es, wenn ich mich mit ihr hinsetze, sie streichle und mit Leckerli belohne bis sie ruhiger wird und einschläft. Um sie noch besser zur Ruhe zu bringen, bin ich dabei, sie an ihre Hundebox zu gewöhnen, wie Arnold und Julia es mit Pepe gemacht haben. Hier ist definitiv noch an der Konsequenz meinerseits zu arbeiten.
Ziva und die Katzen
Neben den Welpen haben wir auch drei Katzen -Nala, Fae und Lay- die zwar nach Belieben draußen unterwegs sind, aber auch liebend gerne das Haus unsicher machen. Hunde und Katzen zusammenzubringen, ist kein Ding der Unmöglichkeit, das weiß ich aus eigener Erfahrung. Ich bin mit drei Katzen und einem Hund (und zwei Chinchillas) aufgewachsen. Die Umstände waren in meinem Fall aber nicht ideal. Die erste Katzenbegegnung war direkt am ersten Abend mit einem völlig überdrehten Welpen, die zweite mitten in der Nacht auf der Treppe. Im Idealfall ist immer jemand da, der sich um die Katze kümmert und jemand der für den Hund da ist. In diesem Fall war das leider nicht so.
Ich denke aber nicht, dass das eine potenzielle Beziehung nachhaltig geschädigt haben wird. Anfangs haben die Katzen mit aufgestelltem Fell und Gefauche reagiert, mittlerweile halten sie einfach vorsichtigen Abstand und nähern sich dem Hund nur dann, wenn sie schläft. Ziva reagiert im Haus zum Glück entspannt und interessiert sich gar nicht weiter für die Katzen, anders sieht es im Freien aus, wenn sie wegrennen.
Bis sich hier ein harmonisches Zusammenleben eingespielt hat, wird es wohl noch eine Weile dauern, aber eine Vollkatastrophe ist es auch nicht. Bei Hund und Katze im Haushalt ist es wichtig, dass jedes Tier seinen eigenen Rückzugsort hat. Im Falle der Katzen, sind das meist höher Gelegene Orte wie Bretter oder Körbe an der Wand oder ein Kratzbaum. Beim Hund kann das sein Bett oder seine Box sein. Jedes Tier muss die Möglichkeit haben sich zu distanzieren, wenn es das möchte.
Mein neuer Alltag mit Welpe
Mir persönlich ist wichtig, den Hund so früh wie möglich und so gut wie möglich in meinen Alltag zu integrieren. Natürlich geht das aber nicht von jetzt auf gleich, weshalb mein Tag gerade von der Norm abweicht.
Morgens gehe ich direkt mit Ziva raus, noch ist sie zu klein um morgens eine richtige Runde zu laufen. Wir gehen also nur in den Garten, bis sie sich erleichtert hat. Danach bekommt sie ihr Futter und ich bereite Kong und Schleckmatte für den Tag vor. So kann ich sie den Tag über beschäftigen, vor allem dann wenn ich meine Aufmerksamkeit gerade nicht völlig auf sie lenken kann und will.
Glücklicherweise schläft Ziva meistens gut und lange, sodass ich den Vormittag über Zeit für meine Uni-Projekte bzw. Homeoffice hatte. Die erste Woche habe ich komplett mit ihr verbracht, erst dann habe ich das Haus wieder ohne Hund verlassen, wobei sie natürlich nicht alleine bleibt.
Die erste Zeit im neuen Heim ist besonders reizintensiv für den Hund, lange Spaziergänge könnten ihn also überfordern. Wir handhaben es daher so, dass wir einmal am Tag für etwa eine Viertel Stunde mit Ziva in den Wald fahren, wo wir ein paar Bindungsübungen oder Apportierspiele machen und sie Zeit hat neue Eindrücke zu sammeln.
Mit mittlerweile 11 Wochen befindet sich Ziva schon eine Weile in der Sozialisierungsphase. Im Hunderudel fängt spätestens jetzt die Erziehung an um den Welpen in das soziale Gespann einzugliedern. Wir gehen es noch langsam an, aber die ein oder andere Übungsphase sowie den Besuch der Hundeschule bzw. Welpengruppe integrieren wir auch in unseren Alltag. Wichtig ist hier vor allem ein: Konsequenz. Jeder der in die Augen seines süßen Welpen schaut wird wissen, wie schwer es ist dem liebenswerten Vierbeiner etwas zu verbieten oder ihn auf seinen Platz zu schicken. Doch gerade das ist wichtig um den Weg für zukünftigen Erfolg zu ebnen. Das Stichwort hier ist Körpersprache und Tonfall. Es macht einen gravierenden Unterschied wie du deinem Welpen Signale vermittelst.
Fehler die ich bisher gemacht habe
Machen wir uns nichts vor, man kann es noch so gut meinen und will natürlich nur das Beste für seinen Hund, Fehler werden einem trotzdem unterlaufen, besonders dann wenn es der erste eigene Hund ist.
1. Mangelnde Konsequenz
Rückblickend muss ich sagen, dass ich die ersten Tage nicht konsequent genug vorgegangen bin. Klar murr der Welpe erst einmal ankommen, was aber nicht heißt, dass er tun und lassen darf was er will. In den ersten Lebensmonaten sind die jungen Hunde besonders lernfähig, was nicht heißt das du pausenlos mit deinem Vierbeiner trainieren sollst. Wie mir in der Hundeschule gesagt wurde, reichen Trainingseinheiten von ca. 5 Minuten aus, aber anfangen muss man halt frühzeitig. In diese Kategorie fällt auch dem Hund jedes Mal Beachtung zu schenken, wenn er sich in irgendeiner Form und Art meldet. Natürlich ist das der gänzlich falsche Ansatz, so lernt der Welpe das er mit Jammern seine Ziele erreicht. Auch dem Beißen muss früh ein Riegel vorgeschoben werden um das Verhalten zumindest einzudämmen.
2. Erste Tage ohne Box
Auch die Box habe ich zu spät angefangen positiv aufzubauen, unterbewusst wahrscheinlich weil ich Ziva bei mir haben wollte. Damit der Hund seine Box positiv verknüpft wird, kann man sie dem kleinen Vierbeiner schmackhaft machen. Dafür eignen sich Kauartikeln wie Knochen (nur welche die für Hunde gedacht sind, keine übrig gebliebenen Hühnerknochen von Mittagessen) oder einen Kong. Besonders attraktiv wird der Rückzugsort wenn die Leckerei schon drinnen liegt der Welpe aber noch nicht rein darf. Mit dieser Methode reißt Ziva sich inzwischen förmlich darum endlich in die Box zu dürfen.
3. Zu viele Leckerli
Alle gute Dinge sind drei bzw. Fehler in diesem Fall. Macht der Hund etwas gut, wird er mit Leckerli belohnt. Diese Devise kennen wir vermutlich alle, aber auch das muss sich in Grenzen halten. Ich habe Ziva anfangs viel mit Leberwurst und anderen Leckereien belohnt, so lange bis sie ihr Futter nicht mehr fressen wollte. Es könnte ja noch was besseres kommen.