Dein neuer vierbeiniger Mitbewohner ist endlich bei dir eingezogen und die Freude ist groß. Doch nicht alles ist so optimal wie gewünscht, denn der Welpe beißt. Tatsächlich ist dieses Verhalten in diesem Alter völlig normal und kein Grund zur Sorge. Dennoch muss der kleine Vierbeiner lernen, sein Verhalten zu regulieren und zu kontrollieren. Diese Fähigkeit wird als Beißhemmung bezeichnet. In diesem Artikel erklären wir dir, was du beim Antrainieren der Beißhemmung vermeiden solltest und welches Vorgehen empfehlenswerter ist.
Keine Lust, viel zu lesen?
- Beißhemmung bezeichnet die Fähigkeit des Hundes, Biss und Intensität zu kontrollieren. Sie ist nicht angeboren und muss erlernt werden
- Reagiere ruhig, wenn der Hund beißt, schreist du ihn an, wird ihn das nur verunsichern und das bissige Verhalten weiter befeuern
- Vermeide Zerrspiele und das Spielen mit den Händen. So heizt du den Hund nur an seien Zähnchen zu benutzen
- Achte darauf, dass dein Hund genug Ruhe bekommt. Ein ruhiger Hund lernt besser und ist ausgeglichener
- Sei konsequent in der Erziehung und fange frühzeitig damit an. Welpen sind besonders lernfähig
Beißhemmung – Was ist das?
Unter der Beißhemmung wird die Fähigkeit des Hundes, seinen Biss und dessen Intensität zu regulieren und zu kontrollieren verstanden. Das Tier weiß also, wann ein Biss angemessen ist und wann nicht. Dieses Verständnis ist nicht angeboren und muss von dem Vierbeiner während seiner ersten Lebensmonate erlangt werden. Ab einem Alter von 18 Monaten wird es sehr komplex dem Hund die Beißhemmung anzutrainieren. Hier gilt also: Früh übt’s sich. Schon das Spiel mit Wurfgeschwistern und Elterntieren prägt den Welpen. Eine vollständige Beißhemmung erlernt er hierbei aber selten. Es ist also an dir, ihm seine Grenzen aufzuzeigen. Dabei musst du mit Geduld und liebevoller Konsequenz vorgehen. Gravierende Fehler können den Lernprozess ungewollt verzögern und erschweren.
Beißhemmung erlernen-Das solltest du vermeiden
Schreien
Die erste Zeit mit dem neuen, vierbeinigen Familienmitglied sind in vielen Aspekten eine wahre Freude, können aber in anderer Hinsicht unfassbar nervenzehrend sein. Siehe trotz Stress und potenzieller Übermüdung davon ab, deinen Welpen anzuschreien. Insbesondere dann, wenn er die Tat, in diesem Fall einen Biss, nicht in just diesem Moment begegnen hat, sondern bereits einige Minuten zuvor. Das Tier wird nicht wissen, was genau sein Fehler war. Es handelt schließlich nur entsprechend seiner Instinkte. Schreist du den Welpen an, kann ihn das verunsichern, was wiederum bissiges Verhalten mit sich bringen kann. Ein echter Teufelskreis also.
Spielen mit den Händen
Jegliche Spiele, die darin enden und gar darauf abzielen, dass der Welpe an deinen Händen knabbert, sollte unterbunden werden. Nutze stattdessen geeignete Spielzeuge, um mit deinem Hund zu spielen. Lagere den Beißtreib also um.
Zerr – und Ziehspiele
Unzählige Hundespielzeuge sind auf Zerren und Ziehen ausgelegt. Prinzipiell ist daran auch nichts falsch. Für Hunde, die die Beißhemmung aber noch nicht verinnerlicht haben, ist derartiger Zeitvertreib tabu. Dem Welpen wird dabei suggeriert, dass er sich etwas erkämpfen muss, wofür der beherzte Einsatz der Zähne gefragt ist. Das ist allerdings genau das Gegenteil von dem, was er lernen soll. Warte, bis der Welpe seinen Beißtrieb kontrollieren kann, bevor du Zerr- und Ziehspiele integrierst.
Schnauzgriff
Hierbei handelt es sich quasi um eine Grauzone. Der Schnauzgriff ist eine Strategie, die schon das Muttertier in ähnlicher Form und Art anwendet. Allerdings, ist dies für den Welpen ausgesprochen unangenehm und nicht nur das. Der Griff kann auch das Verhalten des Tieres beeinflussen und einen Verteidigungsreflex auslösen. Insbesondere dann, wenn er nicht korrekt ausgeführt wurde. Der Schnauzgriff sollte also nur eine Notlösung darstellen.
Dominanz
Zwar wird bei der Welpenerziehung Konsequenz gefordert, diese darf aber nicht ausufern oder mit körperlicher Dominanz verwechselt werden. Viele Erziehungsmethoden sind schon lange nicht mehr zeitgemäß und stehen mit körperlicher Gewalt in Verbindung. Methoden wie der „Alphawurf“ können den Welpen traumatisieren und aggressive Verhaltensweisen fördern.
Keine Quietschtöne
Welpen reagieren auf akustische Signale und deinen Tonfall. Gerade arttypische Geräusche, wie sie zum Beispiel von Wurfgeschwistern und anderen Artgenossen erzeugt werden, gelten oft als Hilfsmittel der Hundeerziehung. Tatsächlich können zu laute Reaktionen den Welpen eher unruhig und aggressiv machen.
Den Welpen wegsperren
Es kann durchaus hilfreich sein, dem Welpen eine Auszeit zu verschaffen. Dabei ist es auch nicht unüblich, dass du den Raum verlässt. Auch den Welpen in seiner Box zur Ruhe zu bringen, ist nicht ungewöhnlich. Hier ist aber ein Unterschied zu machen. Sperre den Hund nicht einfach in die Hundebox. Dadurch kann er eine negative Assoziation zu dieser schaffen und sie als Bestrafung ansehen. Diese Verknüpfung gilt es zu vermeiden.
Sprühflasche
In der Tiererziehung agieren manche noch immer nach der Philosophie, dass es sinnvoll sei, den Welpen mit einem gezielten Spritzer Wasser aus einer Sprühflasche zur Ordnung zur rufen. Tatsächlich kann es hierbei aber schnell dazu kommen, dass das Tier besonders schreckhaft wird. Zudem wäre bei so einer Aktion Timing und passende Intensität entscheidend und ist nicht immer optimal.
Gegenstände vor die Pfoten werfen
Davon dem Welpen einen Gegenstand wie zu Beispiel eine Schepperdose vor die Pfoten zu werfen, ist dringend abzuraten. Hier ist die Gefahr besonders hoch, dass der Hund geräuschempfindlich wird. Das kann den Vierbeiner nachhaltig in seinem Verhalten schädigen.
Tipps, wenn der Welpe beißt
Natürlich darfst du deinen Welpen, wenn er beißt, nicht einfach gewähren lassen. Wobei auch hier Unterschiede zu verzeichnen sind. Handelt es sich lediglich um sachtes Knabbern beim Spielen oder schnappt der kleine Vierbeiner auch in anderen Situationen. Wo es in spielerischen Maß geduldet werden kann, muss dem Beißtrieb in anderen Situationen ein Riegel vorgeschoben werden, um dem Welpen das richtige Verhalten anzuerziehen und Verletzungen zu vermeiden. Da wir uns an anderer Stelle schon ausführlich damit befasst haben, was zu tun ist, wenn der Welpe beißt, möchte ich hier nur einen kurzen Überblick geben.
Habe Geduld
Geduldig sein, ist oft leichter gesagt als getan. Aber du musst bedenken, dass der Welpe erst wenige Wochen auf der Welt ist und dauerhaft mit neuen Eindrücken konfrontiert wird, die er im ersten Moment noch nicht einzuordnen vermag. Neben der Beißhemmung muss er auch Impulskontrolle und Frustrationstoleranz erlernen, je geringer diese sind, desto bissiger wird auch das Verhalten sein. Den Hund zu einem bestimmten Verhalten zu drängen, stresst ihn nur noch mehr. Habe also Geduld mit deinem neuen Familienmitglied und lasse ihm die Zeit, die er braucht. Konsequent muss dabei natürlich trotzdem vorgegangen werden. Übe außerdem nur mit dem Welpen, wenn er ruhig und entspannt ist. Bei einem hochgepuschten, gestressten Tier wirst du keine Erfolge verzeichnen können.
Bringe ihn zur Ruhe
Hunde im Allgemeinen und Welpen im Speziellen brauchen viel Ruhe. Bei den Jungtieren sind es bis zu 22 Stunden am Tag, die er mit schlafen oder dösen verbringen sollte. Leider sehen die kleinen Vierbeiner das oft anders. Die ganzen Eindrücke und Reize lassen ihn oft schlecht zur Ruhe kommen und übermüdete Welpen neigen zu aggressivem, launischen, impulsivem Verhalten. Hier liegt es an dir, dafür zu sorgen, dass das Tier sich ausruht. Sorge für eine ruhige Atmosphäre und lasse ihm bei Bedarf in seiner Hundebox. Das kannst du aber nur machen, wenn er sich bereits an diese gewöhnt hat und den Akt nicht als Bestrafung betrachtet.
Konsequente Erziehung
Welpen sind ausgesprochen intelligent. Gibst du einmal nach und gehst bei der Erziehung nicht konsequent genug vor, merkt er sich das und wird in Zukunft verstärkt versuchen seinen Willen zu bekommen. Hier gilt es, mit liebevoller Strenge vorzugehen und das schon frühzeitig, denn Welpen sind meist lernfähiger als ausgewachsene Tiere.
Warum beißt mein Welpe?
Nicht zuletzt stellt sich natürlich die Frage, warum der Welpe überhaupt beißt. Zuerst einmal ist das Verhalten natürlich etwas ganz Normales. Je nach Ausmaß kann es aber auch über die Grenze des Gewöhnlichen hinausgehen. Es kann sein, dass dein Welpe als Aufforderung zum Spielen nach dir schnappt, wie er es auch bei seinen Artgenossen tun würde. Wie soll er sich auch sonst verständigen? Auch bei Aufregung und Frust oder Langeweile kann es zu bissigem Verhalten kommen. Besonders relevant wird das Thema auch zwischen dem 4. und 7. Monat, wenn der Zahnwechsel ins Haus steht.
Gründe wie das Austesten von Grenzen und fehlende Akzeptanz für deine Entscheidungen können ebenfalls dafür sorgen, dass der Vierbeiner schnappt. Im Laufe der Erziehung gibt sich das aber vornehmlich von selbst. Es ist nicht ganz unwichtig herauszufinden, was den Beißtrieb des Hundes anregt, um dagegen vorzugehen. Gerade beim Angstbeißen sollte der Reaktionsauslöser identifiziert und beseitigt werden. Je besser du dein Tier verstehst, desto besser kannst du auch auf seine Bedürfnisse eingehen und eine Lösung finden. Der Besuch einer Hundeschule ist zudem zu empfehlen. Hier bekommst du professionelle Unterstützung und dein Welpe kann Kontakte zu Artgenossen knüpfen, was wichtig für seine soziale Entwicklung ist.
Fazit zur Beißhemmung
Dass der Welpe mal schnappt und beißt, ist kein Grund zur Beunruhigung. Dennoch darf das Verhalten eine gewisse Grenze nicht überschreiten. Diese Fähigkeit, Intensität und Ausmaß des Bisses zu kontrollieren, wird als Beißhemmung bezeichnet. Diese muss der Welpe erst noch erlernen, wobei du ihn unterstützen musst. Achte hier unbedingt auf das richtige Vorgehen. Andernfalls kann es nicht nur sein, dass die Erfolge auf der Strecke bleiben, du kannst den Hund in seinem Verhalten und seiner sozialen Entwicklung auch nachhaltig schädigen.
FAQ: Häufig gestellte Fragen zur Beißhemmung
Was die Beißhemmung?
Als Beißhemmung wird die Fähigkeit eines Hundes bezeichnet, die Intensität und das Ausmaß seines Bisses zu kontrollieren. Diese ist allerdings nicht angeboren, der Welpe muss sie allerdings erst noch erlernen.
Wann sollte der Welpe die Beißhemmung lernen?
Welpen sind besonders lernfähig, je älter sie werden, desto schwerer wird es in der Regel auch, ihnen etwas beizubringen. Die Beißhemmung sollte der Welpe zwischen der 4. und 18. Lebenswoche erlernen. Verpasst du dieses Zeitfenster, wird der Prozess bedeutend komplexer.