Hundezucht ist etwas ganz Alltägliches. Für viele, die sich einen vierbeinigen Mitbewohner wünschen, führt der Weg zum Züchter. Das wird allerdings problematisch, wenn Menschen ihre Machtposition gegenüber dem Vierbeiner missbrauchen, um ihm spezifische Eigenschaften zu verleihen. Derartige Modifikationen sind nicht nur gegen die Natur, sie schaden dem Tier auch nachhaltig. Qualzucht, nennt sich dieses Phänomen. Was genau Qualzucht beim Hund ist und welche Rassen betroffen sind, will ich euch in diesem Beitrag verraten.
Keine Lust, viel zu lesen?
- Bei einer Qualzucht werden dem Hund Merkmale angezüchtet, die nicht seiner Natur entsprechen, was zu morphologischen und physiologischen Veränderungen führt
- Tiere aus Qualzucht haben mit unterschiedlichen Krankheiten und Einschränkungen zu kämpfen
- Das Tierschutzgesetz verbietet Qualzucht doch die Konkretisierung dessen ist Auslegungssache
- Prinzipiell kann es bei jeder Rasse zur Qualzucht kommen, dich bei manchen ist es quasi Standard weshalb Chihuahua, Pomeranian oder Mops als Qualzuchtrasse bezeichnet werden können
- Viele Tierschutzorganisationen starten regelmäßig Petitionen, die eine Überarbeitung des Tierschutzgesetzes fordern
Qualzucht – Was ist das?
Im Laufe der Zeit hat sich die Tierzucht gewandelt und das nicht unbedingt ins Positive. Wo Hunde früher entsprechend ihres Wesens und ihrer Eignung in bestimmten Gebieten selektiert wurden, zum Beispiel als Hüte – oder Jagdhund, wird heute viel Wert auf Ästhetik und die äußere Erscheinung gelegt. Züchter wollen ein vermeintliches Idealbild erfüllen, in dem sie dem Tier Merkmale anzüchten, die gegen deren Natur sprechen, dabei wird in Kauf genommen, dass die Vierbeiner bis an ihr Lebensende leiden. Diese Ausprägungen werden auch als Defektmerkmale oder Gendefekte bezeichnet, da sie oder ihre Folgen einen Defekt für den Hund darstellen und mit züchtungsbedingten morphologischen oder physiologischen Veränderungen verbunden sind.
Tiere, die der Qualzucht entstammen, haben mit unterschiedlichen Krankheiten zu kämpfen, was oft mit einem vorzeitigen Tod in Verbindung steht. Auch eine Kombination mehrerer Einschränkungen ist keine Seltenheit. Und wozu das ganze? Um optischen Standards zu erfüllen, die wir Menschen als ansprechend ansehen.
Obwohl das Tierschutzgesetz in Paragraf § 11b ein Verbot von Qualzüchtungen vorsieht, ist dem Problem noch lange kein Riegel vorgeschoben. Das liegt unter anderem daran, dass die Konkretisierung Auslegungssache und nicht rechtlich bindend ist. Bei Klagen, entscheidet also das Gericht entsprechend seiner eigenen Auslegung.
Eine genaue Definition von Qualzüchtungen gibt es nicht, was die Unterscheidung auch so schwer macht. Prinzipiell können manche Rassen, wie die Französische Bulldogge, der Mops, der Chihuahua und der Pomeranian als Qualzuchtrassen bezeichnet werden, da hier ein Großteil der Tiere, wenn nicht sogar alle betroffen sind. Bei anderen Rassen sind nur einzelne Tiere Qualzüchtungen, die Defektmerkmale aufweisen, wie das doppelte Merle-Gen beim Australien Shepherd. Eine Generalisierung des Begriffs ist also kaum möglich. Seriöse Züchter achten darauf, dass sie mit betroffenen Einzeltieren nicht weiter züchten.
Qualzucht Hund – Diese beliebten Rassen sind betroffen
In der Realität sind wesentlich mehr Hunderassen von Qualzucht betroffen, als viele annehmen würden. Daher ist es von besonderer Bedeutung sich vor der Entscheidung für einen Vierbeiner ausführlich mit dem Thema zu befassen. Eine „Qualzucht Hunde Liste“ in dem Sinne gibt es nicht. Prinzipiell kann es bei allen Rassen zu derartigen Zuchtmethoden kommen, dennoch sind manche, Rassen wesentlich häufiger betroffen. Später will ich noch genauer darauf eingehen, welche Rassen von welcher Problematik besonders oft betroffen sind. Hier aber eine kleine Übersicht der bekannte und beliebte Rassen, von denen man die Finger lassen sollte:
Französische Bulldogge
Französische Bulldoggen sind Qualzüchtungen, gehören in Deutschland aber dennoch zu den beliebtesten Hunderassen. Die Liste ihrer Leiden ist lang, weshalb die Tiere mit zahlreichen Problemen und Einschränkungen zu kämpfen haben. Eines der größten Probleme ist die Kurzköpfigkeit, die zu Atemnot und Problemen der Thermoregulation führt. Weiter sind Französische Bulldoggen bekannt für Augen – und Ohrenentzündungen, dem Blue-Dog-Syndrom, Fehlstellungen des Kiefers und Verdauungsstörungen. Durch die angezüchtete Veränderung der Wirbelsäule leidet der Hund unter Schmerzen und kann im späteren Alter Probleme mit Harn- und Kotabsatz bekommen.
Chihuahua
Chihuahuas leiden extrem unter ihrer Zucht. Oft haben die kleinen Hunde eine offene Schädeldecke, wodurch bereits kleine Verletzungen zum Tod führen könne. Gelenkerkrankungen, Kniescheibenluxationen, Herzklappenfehler oder eine Vergrößerung des Herzens sind weitere Probleme mit denen sie zu kämpfen haben.
Rodesian Ridgeback
Auch der Rodesian Ridgeback ist von der Qualzucht betroffen, sein charakteristischer Fellstrich entgegen der Wuchsrichtung am Rücken, der Ridge, führt zu diversen gesundheitlichen Problemen. Auf diese Weise wird eine Veränderung der Wirbelsäule provoziert, was einen offenen Rücken zur Folge hat. An diesen Stellen kann es zur Bildung gefährlicher Zysten kommen, die bei Entzündungen wiederum zu Hirnhautentzündungen führen können. Auch gelähmte Hinterbeine sind typisch für diese Rasse.
Pomeranian
In den letzten Jahren ist der Pomeranian in den sozialen Netzwerken, ähnlich wie zuvor der Chihuahua zu einem Mode-Hund geworden, weshalb viele gar nicht wissen, wie viel Leide, dass Tier aufgrund seiner Züchtung, die auf ein niedliches Erscheinungsbild ausgelegt ist, ertragen muss. Durch ihre Überzüchtung haben die kleinen Vierbeiner zahlreiche genetische Veranlagungen, die unterschiedliche Krankheitsbilder zur Folge haben können.
- Black Skin Disease
- Alopezie X
- Kryptochismus
- Trachaelkollaps
- Patellaluxation
- Degenerative Myelopathie
- Legg-Calve-Perthes-Krankheit
- Gruaer Star
- Arthritis
- Arthrose
- Syringomyelie
- Chiari Malformation
Der Pomeranian zählt zu den Tea-Cup Hunden, die generell als Qualzüchtungen angesehen werden. Er kann zahlreiche Leiden haben, die von Haarausfall über Atemnot bis hin zu Gelenkproblemen unterschiedlichster Art führen. Zudem haben Tierärzte Anlass zur Vermutung, dass die Tiere aufgrund ihres Krankheitsbildes Tag täglich mit Migräne zu kämpfen haben.
Cavalier King Charles Spaniel
Wenn von Qualzucht die Rede ist, wird der Cavalier King Charles Spaniel oft übergangen, dabei leiden Tiere dieser Rasse wie viele andere auch unter ihrer Zucht. Sie zählen zu den brachyzephalen Rassen, was mit anatomischen und physiologischen Störungen zusammenhängt. Auch die Anzahl an Erbfehlern ist beim Cavalier King Charles Spaniel höher als bei manch anderer Rasse. Die Tiere erkranken gehäuft an Syringomyelie oder Chiari Malformation, sowie Fehlfunktionen der Herzklappen und Nerven- oder Augenerkrankungen.
King Charles Spaniel
Der King Charles Spaniel ist den Cavalier King Charles Spaniel ziemlich ähnlich. Kein Wunder also, dass auch diese Rasse von Qualzucht betroffen ist. Hunde dieser Rasse sind anfällig für Kniescheibenluxation, Syringomyelie oder Herzprobleme wie die Mitralklappenerkrankung.
Mops
Der Mops gehört zu den bekanntesten Beispielen der Qualzucht. Die Liste seiner gesundheitlichen Probleme ist lang. Durch seine Kurzköpfigkeit kann der Mops nie richtig atmen, große Aufregung kann sogar zum Tod führen. Darüber hinaus ist der Mops anfällig für Herzerkrankungen, Bindehautentzündungen, Blindheit, Fehlstellung der Zähne, Hautfaltendermatitis, schädliche Veränderungen der Wirbelsäule, Kniescheinbenluxation und Hirnhautentzündungen. Auch eine Sauerstoff-Unterversorgung wichtiger Organe ist nicht auszuschließen. Ein gesunder Mops ist demnach ausgeschlossen.
Dackel
Viele finden den kleinen Dackel mit seinen kurzen Beinen und dem langen Körper niedlich und erkennen das Problem eben jener Merkmale nicht. Durch ihren Körperbau kommt es zu Fehlbildungen der Zwischenwirbelscheibe, Fehlstellungen der Beine und Bandscheibenvorfällen. Dies geht häufig mit Lahmheit einher, weshalb von „Dackellähme“ die Rede ist.
Schäferhund
In Deutschland gehört der Schäferhund zu den beliebtesten und bekanntesten Hunderassen. Typisch für die Rasse ist der stark abfallende Rücken, was zu einer Hüftgelenkdyplasie führen kann. Dadurch wird das Hüftgelenk so verändert, dass Gelenkknorpel, Gelenkkapseln, Sehnen und Bänder geschädigt und überbelastet werden. Die Folge sind Lahmheit oder eine instabile Gangart. Rund jeder 5 Schäferhund leidet unter diesen unheilbaren Symptomen.
Du siehst also, auch weit verbreitete Rassen können Qualzüchtungen sein. Umso wichtiger ist es demnach, dass du dich vor der Entscheidung für eine Rasse gut mit deren Hintergrund befasst solltest und auch beim Züchter ist auf ausreichende Seriösität zu achten.
Qualzucht Hund – Merkmale
Die Defektmerkmale bei Hunden die unter Qualzucht leiden, sind vielseitig und treten oft in Kombination auf. Da es keine konkrete Auslegung gibt, wird das Gutachten des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, sowie Merkblätter des Qualzucht-Evidenz-Netzwerkes berücksichtigt, um eine Grundlage der Merkmal Liste zu schaffen.
Brachyzephalie – Kurzköpfigkeit
Häufig betroffene Rassen
- Mops
- Französische Bulldogge
- Englische Bulldogge
- Bosten Terrier
- Chihuahua
- Pekinese
- Cavalier King Charles Spaniel
- Shi Tzu
- King Charles Spaniel
Das zungenbrecherische Wort Brachyzephalie kann mit Kurzköpfigkeit gleichgesetzt werden. Betroffene Qualzucht Hunde weisen einen breiten, runden Schädel auf, wobei die Nase im Verhältnis zum Rest des Kopfes verkürzt ist. Das kann gleich eine Reihe von gesundheitlichen Problemen zur Folge haben, zum Beispiel das Brachycephale obstruktive Atemwegssyndrom, was zu Atemnot, eine gestörte Thermoregulation und Fehlbildungen von knöchernen Strukturen sowie Weichgewebe führt. Durch die verkürzte Nase kommt es außerdem zu einer Obstruktion der Luftwege und auch Gastro-intestinale Störungen sind möglich. Weitere Folgen können Augen- und Zahnprobleme oder Erkrankungen der Wirbelsäule sein.
Derartige Beeinträchtigungen schaden dem Hund nachhaltig und wirken sich negativ auf das Spiel- und Sozialverhalten des Tieres aus und auch die innerartliche Kommunikation mit anderen Tieren wird durch das gestauchte Gesicht beeinflusst.
Blue-dog-Syndrom
Häufig betroffene Rassen
- Dobermann
- Deutscher Pinscher
- Deutscher Schäferhund
- Yorkshire Terrier
- Irish Setter
- Pomeranian
Blue-dog-Syndrom, oder Color Diluton Alopecia, wie die Erkrankung in Fachkreisen genannt wird, steht mit der Mutation eines Genes in Zusammenhang. Während dies bei manchen Rassen keinerlei Folgen für die Tiere hat, reagieren andere mit Haarausfall und auch Hautentzündungen. Zusätzlich kann die fehlende Pigmentierung für Störung des Hör- oder Sehsinnes sorgen. Auch innere Schäden wie Leber- und Nierenversagen sind keine Seltenheit.
Der Merle Faktor
Häufig betroffen Rassen
- Australien Shepherd
- Border Collie
- Cardigan Welsh Corgie
- Chihuahua
- Collie
- Dackel
- Shetland Sheepdog
- Cocker Spaniel
- Pomeranian
- Mudi
- Altdeutscher Hütehund
Der sogenannte Merle-Faktor ist eine Genmutation der Fellfarbe des Hundes. Durch diese Mutation kommt es zu einer Farbverdünnung der ursprünglichen Fellfarbe und damit einer gestörten Eumelanin Bildung. Dabei handelt es sich um das schwarz/braune Pigment. Optisch spiegelt sich das in einem gescheckten Fellkleid und oft hellen, blauen oder gar weißen Augen wider. Je nach Insertionslänge der Gen-Sequenz, die im PMEL17 Gen für die Mutation sorgt, werden Merle Hunde anders klassifiziert:
- Kryptische Merle-Hunde
- Atypische Merle-Hunde
- Klassische Merle-Hunde
- Harlekin Merle-Hunde
Allerdings wird beim Qualzucht Hund mit Merle Faktor nicht nur Fell, -Augen,- oder gar Hautfarbe beeinflusst, auch gesundheitliche Nachteile können auftreten. Generell gilt, dass Hunde dieses Gen in sich tragen, aber keine Merle-Hunde sein müssen. Trägt der Hund zwei genetische Anlagen für Merle, ist der Weißanteil höher, als bei Tieren mit nur einem dieser Gene. Die verminderte Eumelanin Bildung, wirkt sich nicht nur auf die Farbgebung aus, sie hat auch eine wichtige Rolle bei der Ausbildung von Hör- und Sehsinneszellen. Ein Mangel des Pigments kann zu Taubheit oder Blindheit führen. Weitere Folgen sind abnormal kleine Augen, Sonnenunverträglichkeit, Hautkrebs und Missbildungen des Skeletts. Damit es nicht so weit kommt, verpaaren seriöse Züchter keine zwei Merle Hunde. Aber auch bei Trägern nur eines Gens, ist das Risiko der Taubheit erhöht.
Merle Hunde sollten also nicht miteinander verpaart werden, aber auch bei der Kreuzung mit anderen Rassen ist Vorsicht angesagt, um keine rassetypischen Erbkrankheiten unnötig zu verbreiten.
Kurzschwänzigkeit/ Schwanzlosigkeit beim Qualzucht Hund
Häufig betroffene Rassen
- Französische Bulldogge
- Englische Bulldogge
- Dackel
- Bobtail
- Cocker Spaniel
- Entlebucher Sennenhund
- Mops
- Rottweiler
Kurzschwänzigkeit oder wie man im Fachjargon sagt, Brachyurie bezeichnet eine angeborene Verkürzung des Schwanzes. Bei der Anurie fehlt der Schwanz gänzlich. Beide Fälle sind mit Fehlbildungen der Wirbelsäule verbunden, wodurch auch die Entwicklung des Rückenmarks negativ beeinflusst wird. Folge sind neurologische Störungen wie Sensibilitätsverlust in der hinteren Körperhälfte oder Lähmungen der Extremitäten sowie Inkontinenz. Zudem ist die Rute ein wichtiges Kommunikationsmittel des Hundes, das bei Brachyurie oder Anurie wegfällt.
Haarlosigkeit
Häufig betroffene Rassen
- Chinesischer Schopfhund
- Mexikanischer Nackthund
- Peruanischer Nackthund
- Französische Bulldoggen Mixe
- American Hairless Terrier
Haarlosigkeit beim Hund ist zwar weniger problematisch als bei Katzen, kann aber trotzdem zu einem Hindernis werden. Hautprobleme oder Allergien sind nicht selten und auch Hautkrebs kommt bei diesen Rassen vermehrt vor, da kein natürlicher Schutz vor der Sonne gegeben ist.
Zwergwuchs
Häufig betroffene Rassen
- Basset Hound
- Dackel
- Beagle
- Corgi
- English Bulldog
Kleine Hunde haben für viele ihren ganz eignen Charme, weshalb einige Züchter ihre Tiere auf eine verminderte Körpergröße hin trimmen. Die Ursache des Zwergwuchses sind Osteochondrodysplasien. Das sind Fehlbildungssyndrome des Skeletts, die durch Mutationen ausgelöst werden. Besonders betroffen sind Gliedmaßen und die Wirbelsäule, an denen es zu atypischem Wachstum von Knorpel- und Knochengewebe kommt. Dieser Umstand spiegelt sich in verkürzten Gliedmaßen wider.
Chondrodysplasie
Bei Hunden lassen sich zwei Formen des Zwergwuchses unterscheiden. Die Chondrodysplasie beschreibt eine Kleinwüchsigkeit, bei der lange Gliedmaßen wie die Beine verkürzt sind. Das Knochenwachstum ist hier gestört, was auch zu einer Fehlbildung der Zwischenwirbelscheiben führen kann.
Chondrodystrophie
Bei Hunden, die unter dieser Problematik leiden, sind die Beine verkürzt, während der Körper lang ist. Dieser Körperbau ist prädestiniert für die Abnutzung der Bandscheiben. Ein weiteres Symptom sind Fehlstellungen der Ellenbogenknochen. Der Knochen rastet nicht, wie er soll ein, sondern wächst in eine abnormale Richtung, wodurch es zu einer Krümmung kommt, die mit orthopädischen Problemen einhergeht. Oft sind chondrodystrophische Rassen auch anfälliger für gewisse Krankheitsbilder. Durch die Deformation der Gliedmaßen wird die Bewegung eingeschränkt, die Gelenke neigen zur Instabilität und auch Lahmheit ist möglich.
Symptome
- Langsames Wachstum
- Unterkiefer steht vor
- Engstellung der Zähne
- Brachycephalie
- Zwergwuchs
- Herzprobleme
- Niedrige Knochendichte
- Krümmung der Wirbelsäule
- O-beiniges Aussehen
All diese Symptome sind für den Qualzucht Hund mit Schmerzen und Einschränkungen verbunden. Auch wenn derartige Mutationen zufällig auftreten können, ist es meist Ziel der Züchter den Hund klein zuhalten, was es wiederum zu einer Qualzucht macht.
Hüftgelenksdysplasie
Häufig betroffen Rassen
- Schäferhund
- Berner Sennenhund
- Golden Retriever
- Rottweiler
Unter einer Hüftgelenksdysplasie versteht man die Fehlbildung des Hüftgelenks. Dazu kommt es insbesondere bei Züchtung, die auf einen kräftigen Körper mit abfallender Rückenlinie abzielen. Das ist verbunden mit Entzündungen, Arthrose und Problem des Bewegungsapparates. Auch die Stabilität leidet unter dieser Fehlbildung, die bis zur gänzlichen Lähmung der Hinterläufe führen kann.
Teacup Hunde
Häufig betroffene Rassen
- Chihuahua
- Zwergpinscher
- Yorkshire Terrier
- Toy-Pudel
- Pomeranian
Bei den sogenannten Teacup Hunden werden bewusst die kleinsten und schwächsten Tiere bekannter Zwerghunderassen, als weitere Kleinzüchtung miteinander verpaart. Die Nachkommen sind dabei noch kleiner und schmächtiger als ihre Elterntiere. Seriöse Züchter lassen derartige Züchtungen gar nicht erst zu, das sie viele potenzielle Krankheiten und Einschränkungen mit sich bringen.
- Probleme bei der Geburt durch zu große Köpfe
- Das Gehirn lässt sich nicht so leicht kleinzüchten, die Folge kann ein „Wasserkopf“ sein. Flüssigkeitsräume des Gehirns sind vergrößert und lasten auf dem Schädelknochen.
- Knochenlücke am Schädel, die sogenannten Fontanellen, schließt sich nicht auf Grund dem verhältnismäßig großen Kopfes. So können schon kleinste Verletzungen tödlich enden.
- Durch den kleinen Kopf sind die Augen unzureichend geschützt, wodurch die Hornhaut verletzt werden kann oder es zu Infektionen im Augenbereich kommt.
Hautfaltenbildung
Häufig betroffene Rassen
- Shar-Pei
- Basset
- Bluthund
- Englische Bulldogge
- Französische Bulldogge
- Mops
Manche Hunderassen sind bekannt für ihre Hautfalten. Durch diese übermäßigen Falten, steigt das Risiko diverser Hauterkrankungen an. Das warme Ambiente zwischen den Falten kombiniert mit der bei Bewegung erzeugten Reibung bieten den perfekten Nährboden für Keime und Pilze. Die daraus resultierenden Entzündungen sind oft mit einer unangenehmen Geruchsbildung verbunden und sorgen für sekundäre Hautverletzungen wie Haarausfall, Juckreiz, Pusteln und Rötungen. Diese Übermäßigen Hautfalten können überall oder nur an gewissen Stellen entstehen. Tiere die davon betroffen sind haben zudem wesentlich mehr Gewicht mit sicher herum zu schleppen, als jene mit straffer Haut.
Fehlstellungen im Bereich der Augenlider
Häufig betroffene Rassen
- Mastino Napoletano
- Deutsche Dogge
- Mastiff
- Basset
- Spaniel
- Neufundländer
- Brachyzephale Rassen
- Rottweiler
- Golden Retriever
- Chow Chow
- Shar Pei
Häufige Fehlentwicklungen der Augenlider sind das Hängelid oder das Roll-Lid. Ersteres, auch Ektropium genannt, beschreibt das nach außen drehen des Lidrandes, während ein Roll-Lid (Entropium), sich auch das einrollen des Lides nach innen bezieht.
Durch das Hängelid wird sie Bindehaut nicht geschützt, wodurch Fremdkörper wie Staub und Schmutz ungehindert eindringen können. Bindehaut Entzündungen und dauerhafter Augenausfluss sind die Folge. Roll-Lider reizen die Horn,-sowie Bindehaut, da die Wimpern auf dem Auge selbst reiben. In jedem Fall ist das schmerzhaft für den Hund und kann zu Entzündungen oder sogar Geschwüren führen.
Dermoidzysten
Häufig betroffene Rassen
- Rhodesian Rideback
- Thai Ridgeback
Diese Hauteinstülpungen befinden sich am Rücken, hinter dem Ridge und können bis in den Wirbelkanal reichen. Die Einstülpungen, auch Zysten genannt, können schwerwiegende Folgen mit sich bringen, die alle mit Schmerzen für den Hund verbunden sind. Bei schweren Verläufen sind Lähmungen im Bereich der Hinterläufe möglich oder durch Infektionen verursachte Veränderungen. Dazu gehören unter anderem die Meningitis, eine Veränderung der Hirnhäute oder eine Myelitis, bei der das Rückenmark betroffen ist.
Qualzucht – Regelung im Tierschutzgesetz
Die Qualzucht und ihre Problematik sind keineswegs unbekannt. Einzelne Tierschützer und ganze Organisationen sprechen sich regelmäßig für ausschlaggebendere Regelungen und das Verbot der Zuchtmethode aus, konnten sich bislang aber nicht effektiv durch setzten. Der Qualzuchtparagraph in §11 b des Tierschutzgesetztes ist die aktuelle gesetzliche Grundlage.
Hier heißt es im konkreten:
„(1) Es ist verboten, Wirbeltiere zu züchten oder durch biotechnische Maßnahmen zu verändern, soweit im Falle der Züchtung züchterische Erkenntnisse oder im Falle der Veränderung Erkenntnisse, die Veränderungen durch biotechnische Maßnahmen betreffen, erwarten lassen, dass als Folge der Zucht oder Veränderung1. bei der Nachzucht, den biotechnisch veränderten Tieren selbst oder deren Nachkommen erblich bedingt Körperteile oder Organe für den artgemäßen Gebrauch fehlen oder untauglich oder umgestaltet sind und hierdurch Schmerzen, Leiden oder Schäden auftreten oder2. bei den Nachkommen
- a) mit Leiden verbundene erblich bedingte Verhaltensstörungen auftreten,
- b) jeder artgemäße Kontakt mit Artgenossen bei ihnen selbst oder einem Artgenossen zu Schmerzen oder vermeidbaren Leiden oder Schäden führt oder
- c) die Haltung nur unter Schmerzen oder vermeidbaren Leiden möglich ist oder zu Schäden führt.
(2) Die zuständige Behörde kann das Unfruchtbarmachen von Wirbeltieren anordnen, soweit züchterische Erkenntnisse oder Erkenntnisse, die Veränderungen durch biotechnische Maßnahmen betreffen, erwarten lassen, dass deren Nachkommen Störungen oder Veränderungen im Sinne des Absatzes 1 zeigen werden.
(3) Die Absätze 1 und 2 gelten nicht für durch Züchtung oder biotechnische Maßnahmen veränderte Wirbeltiere, die für wissenschaftliche Zwecke notwendig sind.
(4) Das Bundesministerium wird ermächtigt, durch Rechtsverordnung mit Zustimmung des Bundesrates
- die erblich bedingten Veränderungen und Verhaltensstörungen nach Absatz 1 näher zu bestimmen,
- das Züchten mit Wirbeltieren bestimmter Arten, Rassen und Linien zu verbieten oder zu beschränken, wenn dieses Züchten zu Verstößen gegen Absatz 1 führen kann.“
Zuchtziele die bekanntermaßen Schmerzen und Schäden am Tier zur Folge haben sind dementsprechend unzureichend. Problematisch ist hier, dass keine Konkrete Auslegung vorliegt und vieles nach Ermessen von einzelnen Gerichten entschieden wird. Das wiederum heißt, dass die Gesetzgebung nicht verbindlich genug ist um Qualzucht zu verbieten.
Was kann man gegen Qualzucht tun?
Die Thematik der Qualzucht wird stark diskutiert, einheitliche Gesetzte, Regelungen oder Definitionen gibt es stand heute aber nicht, was es so schwer macht effektiv gegen diese qualvolle Zuchtmethode vorzugehen. Tierschützer fordern eine verbindliche Ordnung, ein Verbot der Qualzucht, dass sich auch auf Haltung und Import erstreckt und härteres Durchgreifen der Behörden. Immer wieder finden sich auch Petitionen, diverser Tierschutzorganisationen, die eine Überarbeitung des Tierschutzgesetztes fordern und dabei auf die Unterstützung der Allgemeinheit angewiesen sind.
Hundehalter beziehungsweise die Allgemeinheit ist sich oft nicht über das Ausmaß der Qualzucht und darüber, welche Rassen betroffen sind bewusst. Daher ist es wichtig, Aufklärungsarbeit zu leisten, damit sich mehr potenzielle Hundehalter mit der Problematik auseinandersetzen und sich vor dem Kauf mit der problematischen Zucht gewisser Rassen auseinandersetzen. Wer also aktiv etwas gegen Qualzucht Hunde unternehmen möchte, kann die gängigen Petitionen unterschreiben und sein Umfeld informieren. Auch Beiträge in den sozialen Netzwerken solltest du liken und weiterleiten um dem Thema eine Reichweite zu verleihen.
Qualzucht Hund- Das Fazit
Den meisten wird Qualzucht ein Begriff sein und doch ist vielen gar nicht bewusst wie sehr die Tiere ihr Leben lang leiden müssen oder wie viele Rassen tatsächlich von Krankheiten und Defektmerkmalen betroffen sind. Ein Qualzucht Hund leidet unter diversen neurologischen und physiologischen Beeinträchtigungen, die nicht nur mit Schmerzen verbunden sind, sondern das Tier auch langfristig einschränken und teilweise sogar die Kommunikation mit anderen Vierbeinern unmöglich machen, was zusätzlich das Sozialverhalten ruiniert.
Wenn man das so hört, kommt natürlich die Frage auf, weshalb noch nichts gegen diese Art der Hundezucht unternommen wurde. Zum einen ist keine ausreichende Gesetzgebung vorhanden, zum anderen gibt es nicht einmal eine klare Definition der Qualzucht, zudem ist es schwer eine eindeutige Qualzucht Liste anzulegen. Zwar ist im Tierschutzgesetz der sogenannte Qualzuchtparagraf zu finden, dieser ist aber keine gesetzlich verbindliche Grundlage und nicht aussagekräftig genug formuliert, weshalb die Konkretisierung Auslegungssache bleibt. Tierschützer fordern eine klarere Gesetzgebung und rufen dafür stetig Petitionen ins Leben, durch die sich auch Privatpersonene wie du und ich beteiligen können.
Ziel der Qualzucht ist es gewisse Merkmale hervorzuheben, oft aus rein optischen Gründen. Mode Hunde wie der Pomeranian oder der Chihuahua sind beleibt bei Stars und Sternchen der Social Media Szene und verleiten so zu uninformierten Käufen, dabei leiden gerade diese Hunde unter einer Ellenlangen Liste von genetisch bedingten Erkrankungen. Oft sind alle Tiere einer Rasse betroffen, in anderen Fällen, wie bei Merle-Hunden zählen nur individuelle Tiere als Qualzucht.
Abschließend lässt sich sagen, dass jeder Hundefreund und zukünftige Hundebesitzer sich gut mit der Wahl seines vierbeinigen Begleiters auseinandersetzen und Qualzuchten keineswegs in Erwägung ziehen sollte. Betroffene Tiere werden, selbst mit Medikamenten, ein Leben lang unter den Folgen ihrer Züchtung leiden. Nicht ganz unwesentlich sind außerdem die hohen Tierarztkosten, die mit dem Hund einhergehen. Selbst eine Hundekrankenversicherung kann hier kaum Abhilfe schaffen, da viele Versicherungen Tiere mit rassetypischen Erkrankungen ausschließen.
FAQ: Häufig gestellte Fragen zur Qualzucht beim Hund
Welche Rassen sind Qualzüchtungen?
Die Liste an Hunderassen, die unter Qualzucht leiden, sind lang. In manchen Fällen fallen ganze Rassen in diese Kategorie, während es in anderen nur einzelne Tiere sind. Bekannte und auch beliebte Rassen, bei denen es sich in jedem Fall um Qualzüchtungen handelt, sind: Mops, Französische Bulldogge, Deutscher Schäferhund, Dackel, Chihuahua, Rhodesian Ridgeback und Pomeranian.
Was ist Qualzucht?
Einfach gesagt versteht man unter Qualzucht, eine Zuchtmethode bei der gewisse Merkmale des Tieres hervorgehoben werden sollen. Dies kann zum Beispiel die Körpergröße oder die Kopfform sein. Diese Eigenschaften entsprechen aber nicht der Natur des Tieres und sind mit Schmerzen, Schäden und Leid verbunden. Bei der Qualzucht wird dieser Umstand wissentlich in Kauf genommen, um Leistungen zu steigern oder ein bestimmtes äußeres Erscheinungsbild zu erzielen.
Ist Qualzucht verboten?
Im Paragraf 11b des deutschen Tierschutzgesetzes wird auf die Qualzucht-Thematik eingegangen. Zuchtziele, die Scherzen und Schäden zur Folge haben, gelten als verboten. Problematisch ist nur, dass die Konkretisierung Auslegungssache ist und es keine wirklich gesetzlich verbindlichen Regelungen gibt. Tierschützer und Tierschutzorganisationen setzten sich für eine Verbesserung des Tierschutzgesetzes und ein greifendes Verbot der Qualzucht ein.
Gibt es eine Qualzucht Hunde Liste?
Anders als bei den sogenannten Listenhunden, die als gefährlich eingestuft werden, gibt es bei Qualzuchthunden keine direkte Liste. Prinzipiell können Qualzucht-Merkmale bei allen Rassen vorkommen, bei manchen überwiegen sie allerdings, weshalb bei Hunderassen wie Mops, Pomeranian oder Chihuahua von Qualzuchtrassen die Rede ist.